Ich hatte gerade meine Partnerin verloren. Krebs, mit 38 Jahren gestorben.
In meinen Armen, Sie hatte auf der Palliativ-Station in Ihrem Zimmer im Bett liegend (bewegen konnte Sie sich eh schon länger nicht mehr, Atmen ging zum Schluss auch nur noch schlecht) auf mich gewartet, bis ich an einem Sonntag mittags vom Rauchen wieder zu Ihr ins Zimmer gekommen war.
Dann ist Sie eingeschlafen und gegangen.
Ich habe Sie geliebt. Sehr.
Und gleichzeitig meine Karriere vorangebracht, gearbeitet. Den Göttern sei Dank, dass ich einen großartigen Vorgesetzten und Mentor hatte, der mir alle Freiheiten (incl. eines Blanko-Tickets) gegeben hatte.
Die Bestattung habe ich noch gemeistert. So wie ich alles immer hinbekomme. Im Außen.
Danach bin ich zum zweiten Mal in meinem Leben zur Psychotherapie gegangen.
Das erste Mal war nach der Jahr2000 Wende, als ich mit einem Burnout (ich hatte meine eigene Firma mit >120Mitarbeitern) ausgebrannt war.
Die Psychotherapie konnte mir nicht viel helfen. Ich hätte alles großartig gemacht, und auch selbst reflektierend, wie ich nun mal bin, konnte ich viele Dinge (er)klären.
Ich fühlte vieles, habe es aber nicht an meine Oberfläche gelassen. Konnte es erzählen, aber ich habe es nicht verarbeitet.
Dann habe ich mich auf Single-Börsen im Internet angemeldet. Vorläufer des heutigen Tinder (das gab es glaube ich so noch nicht).
Warum? Naja, es ging um Sex. Aber nicht nur.
Das, was ich seit meiner Kindheit suche, ist Liebe. Anerkennung. Gesehen werden. Akzeptiert werden. Ich liebe es, zu diskutieren und “herausgefordert” zu werden. Nicht, um zu gewinnen, sondern der Diskussionen wegen. Zu lernen an Gesprächen und Gedanken.
Nach einigen Techtel-Mechteln lernte ich dann meine (heutige) Ex-Frau kennen.
Nach zwei Wochen bereits haben wir uns das erste Mal so gefetzt in meiner Wohnung, dass ich Sie am liebsten rausgeschmissen hätte.
Nach ca. 3 Monaten gab es eine Begebenheit, eine Lächerlichkeit eigentlich, die – im Nachhinein – symptomatisch gut beschreibt, wie meine Ex tickt: “Es sind immer die Anderen”. “Wenn alle anderen doch die Dinge anders gemacht hätten” usw.
Warum bin ich dennoch in der Partnerschaft geblieben?
Weil ich nicht genug auf mich gehört habe.
Weil ich nicht wieder alleine sein wollte, und nochmal anfangen wollte, eine neue Beziehung aufzubauen.
Weil sich meine Ex damals sogar Mühe gegeben hat, dass die Partnerschaft was wird. Das weiß ich und habe ich immer gesehen.
Weil ich geglaubt habe: “es muss doch irgendwann mal besser werden”. Diese Unzufriedenheit, die ich bei meiner Ex immer wahrgenommen habe, muss doch mal aufhören, wenn Du nur irgendetwas änderst.
Die Hoffnung stirbt zum Schluss … ich wusste es eigentlich besser, hätte ich doch nur besser auf mich gehört…